Semesterabschlusskneipe als Kreuzkneipe mit e.s.v. MB! Sudetia – Sprecherrede MB! Stauffia

Sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Verbandsbrüder der Münchener Burschenschaft Sudetia, liebe Alte Herren, liebe Bundesbrüder, ein weiteres Semester neigt sich dem Ende entgegen. Einige müssen noch Klausuren schreiben oder sogar Seminare besuchen. Doch das Couleursemester endet heute. Daher möchte ich die vergangenen Monate noch einmal kurz Revue passieren lassen.

Der absolute Höhepunkt war selbstredend unser 120. Stiftungsfest mit einem schönen Kommers und einem großartigen Ball. Auch wenn die ein oder andere Entscheidung die an diesem Wochenende gefällt wurde, nicht jeden Bundesbruder glücklich stimmen konnte.
Die Aktivitas jedoch hat ihr möglichstes getan, dieses Stiftungsfest zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen und ich bin davon überzeugt: es ist uns gelungen! Daher auch nochmal an dieser Stelle der Dank an alle Bundesbrüder für die tolle Unterstützung.
Neben unseren Veranstaltungen erinnere ich mich aber besonders – auch wenn man es kaum Glauben mag – an die Couleurbesuche, v.a. bei und mit den Sudeten. Und dies sage ich jetzt nicht nur, wegen der gemeinsamen Kneipe. Sei es, dass man sich spontan entscheidet die Burschen bei der Fuchsenflucht zu unterstützen, sich auch in schlagartigen Aktionen schützend vor einen stellt, oder dass man gemeinsam erkennt, dass WIR das Volk sind und die Mauer weg muss! An solche Besuche erinnert man sich doch gerne zurück.

Ich denke im Zuge dessen bietet die heutige Kreuzkneipe den würdigen Abschluss für das vergangene Semester.

An dieser Stelle möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass ich sehr glücklich über das aktuelle Verhältnis unserer beider Bünde bin und hoffe, dass dieses auch in den nächsten Semestern aufrecht erhalten bleibt.

Wie kam es aber zu diesem guten Verhältnis?

Mein erstes Aufeinandertreffen mit den Sudeten fand auf dem Burschentag 2012 in Eisenach statt. Wir saßen gemeinsam vor dem Thüringer Hof und – wie sollte es anders sein – tranken ein kühles Bier. Nach dem gemeinsamen Abend im berühmt berüchtigten Beach-Club wurde leider unsere Tür aufgebrochen. Nein, verehrte Alte Herren der Sudetia, ich kann direkt Entwarnung geben, es waren nicht Ihre Bundesbrüder.. Aber gemeinsam machten wir uns an die Aufklärung des Falls. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die Putzfrau zweifellos versucht hatte uns zu vergewaltigen. Als junger Fuchs war ich von dieser detektivischen Spürnase der Sudeten sofort beeindruckt und mir war ab diesem Zeitpunkt klar: „Wir sind auf einer Wellenlänge.“
Dies bestätigte sich nur wenige Wochen später bei einem gemeinsamen Couleurbesuch bei dem Corps Germania, der letztenendes bis 10 Uhr morgens ging.
Und so war es selbstverständlich, dass das Haus der Sudeten meine erste Anlaufstelle war, als ich selbst Bursch war. Und es wurde immer der Dreisatz verfolgt: schneller – mehr – länger! Ich muss gestehen, dass mit dem schneller klappt nicht immer und mehr und länger sind Wunschdenken, wenn es heißt: einer gegen alle! Aber nichts desto trotz hatte ich immer viel Spaß und so kamen wir auch auf die Idee einer gemeinsamen Kneipe.

Aber was ist eine gute Rede heutzutage ohne das Thema der DB? Ja wahrscheinlich wirklich eine gute Rede! Aber dennoch komme ich auch heute nicht darum, dieses Thema etwas mehr als nur peripher zu tangieren.
Doch ich möchte hier gar nicht mit einer Ist-Analyse der DB anfangen, sondern vielmehr einen Punkt aufgreifen, der mir persönlich leider viel zu häufig unter den Teppich gekehrt wird.

Immer wieder werden Burschenschaften generell als konservativ dargestellt und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Aber warum sollten wir damit leben und dies einfach so akzeptieren?

Meiner Meinung nach, sollten wir alle, egal ob DB oder nicht unser bestes tun, die burschenschaftlichen Werte in die Gesellschaft zu tragen und uns nicht ständig mit irgendwelchen internen Problemen beschäftigen. Denn was nützt es uns, wenn wir am Rande der Gesellschaft stehen? Die einzige Folge ist, dass wir – wie aktuell – Nachwuchsprobleme haben und ausgegrenzt werden. Wenn man mich fragt, leben wir aktuell im freisten Deutschland und Europa das es bisher gab. Und was ist unsere Reaktion darauf? Die Aussage, dass wir Burschenschafter kein Ziel mehr haben und die Akzeptanz dessen. Aber ist dem wirklich der Fall?

Ich bin der Meinung, wir haben ein Ziel und einen Auftrag! Wir sollten die Demokratie und Freiheit verteidigen und dort wo Schulen und Parteien versagen, die politische Bildung vorantreiben. Als Beispiel sei hier angeführt, dass seit einigen Jahren im Saarland die gesamte Schullaufbahn durchlaufen werden kann, ohne dass man das politische System der Bundesrepublik Deutschland lernt. An dieser Stelle müssen wir ansetzen!
Darüber hinaus müssen wir uns wieder in der Gesellschaft positionieren, in dem wir uns klar gegen extremistische Tendenzen abgrenzen, sowohl nach links als auch nach rechts. Es ist eigentlich traurig, dass dies noch erwähnt werden muss, sollte es doch eigentlich jedem Burschenschafter klar sein, dass sowohl nationalsozialistische als auch kommunistische Tendenzen mit den burschenschaftlichen Werten unvereinbar sind.
Ich bin mir jedoch bewusst, dass es in weiten Teilen Wunschdenken ist, jedoch denke ich, es gibt viele Szenarien die besser sind als die aktuelle Situation. In erster Linie sollten wir aufhören alles auf die DB auszurichten. Sondern uns aller Burschenschaften annehmen, denn nur gemeinsam sind wir stark. Auch bei Austritten schwächt ein Nachtreten oder die nicht vorhandene Akzeptanz der jeweils andere Seiten alle Beteiligten.
Wir müssen uns auf die wirklich wichtigen Werte konzentrieren. Zeigen wir alle gemeinsam, dass wir für die Demokratie und Freiheit eintreten und nicht für Rassismus und Extremismus.
Ich denke man hat im Laufe der Rede eventuell ein bisschen gemerkt, dass ich nicht unbedingt ein großer Freund der DB bin, aber auch nicht des allgemeinen Dachverbands-Denkens wie es aktuell gelebt wird. Sich gegenseitig zu verachten bringt uns nichts. Wir sind alle Burschenschafter! Und das ändert sich auch nicht plötzlich, wenn ein Bund nach 100 Jahren Mitgliedschaft in der DB den Dachverband verlässt!
Bevor ich mich aber nun vollends auf die DB einschieße, möchte ich noch ein paar Worte an die jungen Bundes- und Verbandsbrüder richten, auch wenn ich selbst noch einer der jüngeren bin. Genießt die Aktivenzeit und kostet diese vollends aus. Denn etwas vergleichbares kann man sonst nirgendwo erleben. Ein Band, dass uns zu Freunden macht und das nicht nur für jetzt oder zwei Semester sondern für immer! Auch wenn man Probleme hat und alle untreu werden, so bleiben die Bundesbrüder doch treu und unterstützen einen. Das Haus steht jedem Bundesbruder immer offen und wenn man als Alter Herr Glück hat, erlebt man gerade eine gesellige Runde unter Bundesbrüdern an der Theke.

Und wenn ich irgendwann mal die Ehre habe auch Alter Herr zu sein, so wird mein Haus immer für Stauffen offen stehen! Es sei denn, es klappt doch nicht so ganz mit dem Studium, dann trinke ich gerne mit jedem ein Bier aus meinem Einkaufswagen unter der Isarbrücke. Aber das hoffen wir ja alle nicht, dass es dazu kommt!

Wie es auch sein mag, werde ich auf diese Zeit zurück blicken und weiß, dies sind die Gefährten meiner Jugend, die Bilder besserer Zeit, die mich zu Männertugend und Liebestod geweiht.
In diesem Sinne möchte ich meine Rede schließen und hoffe, dass wir uns treu bleiben und hoffentlich in einigen Wochen zur Semesterantrittskneipe in ähnlich großer und lustiger Runde wiedersehen!
Abschließend wünsche ich natürlich noch allen Studenten, die noch Klausuren vor sich haben viel Erfolg bei diesen und trinke gemeinsam auf einen schönen weiteren Verlauf dieser Kneipe!

© Jan Scherer, Sprecher der Aktivitas