120. Stiftungsfest – Damenrede

Verehrte Damen und Herren, liebe Bundesbrüder,

und noch einmal besonders, verehrte Damen. Wie die meisten von ihnen vermutlich wissen, hält bei uns Traditionsgemäß der jüngste Fuchs die Damenrede. Allerdings kamen Zweifel auf ob dies in der heutigen Situation auch angemessen ist. Sollte wirklich der Unerfahrenste unserer Bundesbrüder diese wichtige Rede halten?

Da dieses, unser 120., Stiftungsfest etwas besonderes ist, wollten wir selbstverständlich auch dass diese Rede dies zum Ausdruck bringt. Zumal wir uns einig sind das sie, meine Damen, nur das Beste verdienen. Doch welcher Redner ist der Beste? Ist es der Charmanteste Redner? Dem Bestaussehende? Oder vielleicht der Intelligenteste?

In einer Idealen Welt würde der beste Redner all diese Eigenschaften, und noch einige mehr, auf sich vereinen. Wie wir Männer eben sind, hat jeder zunächst von sich selbst behauptet, dass er all diese Eigenschaften besitzt. Doch musste am Ende jeder zugeben, dass es nicht so war. Oder um es mit anderen Worten auszudrücken, keiner unserer Bundesbrüder war eine Frau.

Die Diskussion war damit selbstverständlich noch nicht vorbei, es wurde darum gestritten welche Eigenschaft dann die beste sei. Sie können sich das Dilemma sicher vorstellen, meine Damen. Es ist ein wenig vergleichbar mit dem Schuhe kaufen, man benötigt nur ein Paar, aber alle anderen sehen auf ihre weiße Gut aus und man will sie einfach alle haben. Mit ihrem reichen Erfahrungsschatz zu diesem Thema sagen sie jetzt sicher: „Alle Schuhe kaufen ist das Beste, und vielleicht noch ein neuer Schuhschrank wenn der Platz nicht reicht“.
Über diese Alternative haben wir auch nachgedacht. Doch würde eine Damenrede von jedem unserer Bundesbrüder hier den Rahmen sprengen.

In dieser Situation, um bei der Schuhmetapher zu bleiben, wenn sie nur ein Paar Schuhe kaufen können, würden sie, meine Damen, mit Sicherheit durch ihre weibliche Intuition und ihr Verständnis das am besten geeignete Paar nehmen und die Anderen, mit schwerem Herzen, zurücklassen.
Bei uns Männern ist dies anders, wir können uns nicht so einfach entscheiden was das Beste ist, und würden mit unseren alten Schuhen wieder gehen, auch wenn sie nicht mehr ganz so bequem oder passend sind. Genauso verhält es sich nun auch mit unserer Damenrede, es gäbe sicher bessere und passendere Möglichkeiten, doch da wir uns nicht entscheiden konnten, behalten wir einfach die alten Schuhe. In diesem Fall bedeutet dies dass wir dem althergebrachten treu bleiben und der jüngste Fuchs die Damenrede hält.

Und nun stehe ich zu meiner großen Ehre, und vielleicht zu ihrem Pech, vor ihnen und weiß nicht was ich sagen soll. Wie kann man, zumal bei einer so großen und bedeutenden Feier, wahrhaft würdigen was sie für uns Männer tun? Wie kann man eine Dame auf die ihr zustehende Weise Würdigen und Ehren?

Ich dachte mir, dass mir vielleicht der Begriff der „Dame“ einen Anhaltspunkt geben könnte und zog ein Wörterbuch zu Rate. Dort stand eine Dame sei eine gebildete, kultivierte und gepflegte Frau. Sie werden verstehen das mir das nicht wirklich weitergeholfen hat, denn jeder der sich hier im Saale umblickt wird mir zustimmen das ausschließlich Damen anwesend sind auf die diese Beschreibung zutrifft, und seien wir ehrlich, sie wissen dies auch und ich muss es ihnen nicht noch einmal sagen.

Da die Wortbedeutung mir nicht weiterhalf, suchte ich bei Volksweisheiten nach Inspirationen, und ich Fand folgende: „Es gibt kaum ein größeres Missverständnis, als wenn ein Mann eine Frau vollkommen zu verstehen glaubt“. Eine Weisheit die mir nicht im Geringsten half. Wie sollte ich als Mann etwas beschreiben was ich niemals verstehen kann? Wie soll ich die richtigen Worte finden?

Also musste ich überlegen welche Art von Menschen, abgesehen von Frauen, noch mit Vorliebe über Dinge sprechen die sie nicht oder nur Teilweise versteht und trotzdem irgendwie immer irgendeine Wahrheit treffen. Sie können sich sicher denken auf wen ich zunächst kam, auf die Dichter. Vielleicht hatte einer ja bereits die Worte geschrieben die ich suchte. Doch als ich mir dann ansah was die Dichter so über Frauen schrieben war ich schockiert. So schrieb Schiller in „Maria Stuart“: „Ein gebrechlich Wesen ist das Weib“.
Ich kann dem nicht wirklich zustimmen, schließlich haben sie, meine Damen, mit Sicherheit kein gebrechliches oder gar schwaches Wesen.

Also wendete ich mich an einen Dichter mit mehr Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht, Goethe. Doch schrieb dieser in „Hermann und Dorothea“: „Dienen lerne beizeiten das Weib“.
So etwas konnte ich nun wirklich nicht in einer Damenrede sagen.

Also dachte ich besser vergesse ich das mit den Dichtern und suche bei anderen Dingen, bei Handfesten Tatsachen nach Eingebungen. Ich dachte dabei an das Autofahren. Statistisch gesehen werden nämlich 80% aller Verkehrsverstöße von Männern begannen. Nun ja böse Zungen würden jetzt wohl behaupten das auch an den 20% die von Frauen begannen werden die Männer eine Teilschuld tragen, da sie ihren Frauen den Autoschlüssel gegeben haben.

Weitergeholfen hat mir diese Statistik nun aber irgendwie auch nicht. Nun konnte ich mich nur noch an eine Sache wenden um die richtigen Worte zu finden. An des Menschen Göttlichkeit, an jene Sache, welche alles zu beschreiben und zu erklären trachtet was wir noch nicht Wissen oder Verstehen, an die Wissenschaft.
Ich war davon überzeugt wenn ich den richtigen Vergleich gefunden hätte, könnte die Wissenschaft mir die entscheidende Anregung geben. Als ich in diesem Zusammenhang noch daran dachte, dass es ja auch in unserer Sprache einen Männlichen und einen Weiblichen Artikel gibt, dachte ich, ich hätte einen guten Vergleich Gefunden.
Schließlich kann man so den Mond als „Männlich“ und die Erde als „Weiblich“ bezeichnen. Nun ist es doch so, dass der Mond sich immerzu um die Erde dreht. Die Erde, die Frau, ist die treibende Kraft im Zentrum der Bahn die der Mond, der Mann, durchläuft.
Somit beherrscht die Erde in Gewisser Weise den Mond, so wie auch die Frau den Mann, wenn sie es richtig macht.
So sah es Goethe auch und ich kann nun das vorhin gebrachte Zitat vollenden „Dienen lerne beizeiten das Weib, denn durch dienen allein erlangt sie endlich die Herrschaft.“
Ja, ich gebe zu ich habe den Wichtigsten Teil des Zitates vorhin weggelassen, doch nur weil ich nicht verstehe wie man durch Dienen Herrschaft erringt. Doch vielleicht hilft mir hier die Wissenschaft weiter, wenn ich mir die Frage stelle warum der Mond um die Erde kreist.

Er macht es wegen der Gravitation….doch was hat es mit der Gravitation auf sich? Sobald man tief genug blickt findet man für die unterste Ebene keine Antwort auf die Frage nach dem warum mehr, es ist einfach so.
Somit hilft mir am Ende selbst die Wissenschaft nicht weiter.

Doch sind sich so also die Wissenschaft, die Volksweisheit und die Dichter im Kerne einig, ein Mann kann das Wesen einer Frau nicht verstehen. Nun verstehe ich auch Einstein der einst sagte: „Manche Männer bemühen sich lebenslang das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen zum Beispiel der Relativitätstheorie“.

Nach diesem vergeblichen Versuch, sie meine Damen, wahrhaft würdig und auf die ihnen zustehende Weise zu würdigen und zu Ehren, kann ich Einstein nur noch zustimmen. Es gibt wahrlich nichts Schwierigeres als das Wesen einer Frau zu erfassen.

Doch vielleicht zeigt nichts besser als dieses fehlen der passenden Worte wie bedeutend sie sind. Vielleicht ist die einzig würdige Ehrung die ich ihnen zukommen lassen kann die Erkenntnis das es keine Worte gibt die würdig und aussagekräftig genug wären um sie und das was sie für uns tun und uns bedeuten zu beschreiben.

Sie, meine Damen, sind für uns Männer ein ewiges Mysterium.

Somit bleibt mir nur noch eines zu tun, nachdem ich so viel Zeit in den vergeblichen Versuch die richtigen Worte für sie zu finden gesteckt habe:

Ich bitte die anwesenden Männer erst sich selbst und dann ihr Glas zu erheben und mit mir auf dieses einmalige unersetzliche Wesen, auf dieses Mysterium das uns immer antreibt und wir doch nie versehen werden, anzustoßen.

Meine Herren, auf die Damen!

© Florian Urbano