4. Burschenschaftlicher Abend WS 15/16 – „Gender. Ein ominöser Begriff“

Am Donnerstag, den 14. Januar fand der 4. Burschenschaftliche Abend in diesem Semester auf dem Stauffenhaus statt. Als Referentin konnten wir Frau Professorin Paula-Irene Villa gewinnen, welche den Lehrstuhl für Soziologie und Gender Studies an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat. In ihrer Funktion als Professorin für Soziologie und Gender Studies hält Frau Professorin Villa nicht nur selbst Vorlesungen und Seminare zu den Gender Studies, sondern hat sich auch mit der in der Öffentlichkeit geäußerten Kritik daran beschäftigt. So hat sie sich z.B. mit dem Beitrag „Das dubiose Gender“ im Tagesspiegel vom 17.12.2014 und durch die Mitherausgabe des Buches „Anti-Genderismus“ zu diesem Thema geäußert und öffentlich positioniert. Darüber hinaus bekleidet Frau Professorin Villa auch weitere Funktionen an der LMU und in wissenschaftlichen Fachverbänden. Beispielhaft genannt sei ihre Mitgliedschaft im Promotionsausschuss Dr. phil der LMU und im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

4. BA Gender - Ein Ominöser BegriffIhr Vortrag mit dem Titel „Gender. Ein ominöser Begriff“ behandelte vor allem die Grundlagen der Gender Studies. Zu beginn ihres Vortrages zeigte und diskutierte sie einige Bilder, welche den geschlechtstypischen Stereotypen entweder besonders entsprachen, oder diesen entgegenstehen. Danach erklärte sie, was Gender Studies überhaupt sind und wie sie entstanden sind. Sie überzeugte dabei die (meisten) Zuhörer, dass es durchaus sinnvoll ist zwischen dem biologischen Geschlecht und dem sozialen Geschlecht, genannt Gender, zu unterscheiden und dass es aus wissenschaftlicher Sicht auch interessant ist zu dieser Thematik zu forschen.

Interessant waren auch die von ihr genannten Statistiken. So sind 61 Prozent der Studenten der LMU weiblich, von den Professoren sind aber nicht einmal 20 Prozent weiblich. Dies gilt ähnlich auch für ganz Deutschland, wobei generell die Quote der Studentinnen in der höheren akademischen Laufbahn immer weiter abnimmt. So liegt diese Quote bei den Promotionen noch bei etwa 45 Prozent, bei den Habilitationen aber schon nicht einmal mehr bei 30 Prozent. Frau Professorin Villa zeigte aber auch durch die Ergebnisse anspruchsvoller empirischer und experimenteller Studien, dass offenbar in der wissenschaftlichen Praxis eine Diskriminierung von Frauen vorliegt. Eine der von ihr genannten Studien untersuchte etwa, wie Angehörige von wissenschaftlichen Fakultäten die Bewerbungsunterlagen von männlichen und weiblichen Bewerbern bewerten. Die Studie zeigte, dass Fakultätsangehörige männliche Bewerber statistisch signifikant als kompetenter bewerteten als ansonsten identische weibliche Bewerber. Interessant dabei ist, dass weibliche Fakultätsangehörige ebenso weibliche Bewerber als weniger kompetent bewerten.

Die politische Dimension des Themas und insbesondere die öffentliche Diskussion darüber, und zur politischen Umsetzung des sogenannten Gender Mainstreamings, behandelte sie nur am Rande und vermied so größere Diskussionen. Dennoch durfte sie sich einigen kritischen Fragen stellen und sie hat diese auch stets ausführlich beantwortet. Wir danken Frau Professorin Villa, dass sie sich die Zeit genommen hat uns Gender Studies aus ihrer Sicht darzustellen!

©  Adrian Wende